5. INTERNATIONALE AUSSCHREIBUNG #LIEDINNOVATION
Eingabefrist: 1.3.2024
Künstler:innen wie Publikum werden seit 2020 ermutigt, mit der Ausschreibung und Aufführung der #LIEDINNOVATION über den musikalischen Tellerrand hinaus zu denken.
Gleichzeitig wird so internationalen Künstler:innen wie dem Ensemble LOVESONGS (2020), dem Konzept LIEDMOVIES (2021), dem TRIO.S ENSEMBLE mit MELATONIN (2022) oder den TAROT SONGS (2023) ermöglicht, sich durch ihre künstlerische und konzeptuelle Qualität für ein honoriertes Konzert am RHONEFESTIVAL FÜR LIEDKUNST zu bewerben.
Die Inspiration der 5. #LIEDINNOVATION-Ausschreibung ist Goethes 2. Schweizer Reise 1779, auf der er auch das Wallis durchwanderte. Was hat Reisen damals und heute so faszinierend gemacht? Wie begegnen sich Mensch und Umgebung, Inneres und Äusseres? Welche Veränderungen entstehen dabei?
#innovationskraft #künstlerischequalität #zugänglichkeit #kontextualität
JURY-STATEMENT
Für die Liedinnovation 2024 haben sich 20 Ensembles mit Innovation, Kreativität und Vermittlungswillen, frischen Herangehensweisen und neuen Perspektiven auf die Gattung Lied engagiert. 13 Ensembles haben sich dabei intensiv mit dem Thema Goethe und insbesondere seiner Wanderung durch das Wallis und seiner inneren Auseinandersetzung beschäftigt.
Ganz nah dem Goethe-Zitat „Reise zum wahren Selbst“ freuen wir uns, euch 4 künstlerisch-musikalisch und konzeptuell vielschichtige Ensembles als Finalist:innen der #LIEDINNOVATION 2024 in den kommenden Tagen vorstellen zu dürfen.
Hierbei geht das Ensembles inter stices als Gewinner-Ensemble der #LIEDINNOVATION 2024 hervor, das das Wandern wörtlich nimmt und das Publikum einlädt, während eines Spaziergangs Johann Wolfgang von Goethe in Musik und Wort sowie sich selbst als Teil dieser inneren/äusseren Reise zu erleben. Dieses Konzept wird im November 2024 am Rhonefestival in Zusammenarbeit mit dem Multi-Medial-Festival BergBuchBrig aufgeführt. Herzliche Gratulation – wir freuen uns auf euren Auftritt!! 💡
GEWINNER-ENSEMBLE
DAS WANDERN. LIVE AUDIOWALK
Kollektiv inter I stices
Flurina Zehnder, Klavier & Komponistin
Valérian Bitschnau, Tenor
Leila Vidal Sephiha, Dramaturgin & Regisseurin
Das Kollektiv inter I stices hat auf bemerkenswerte Weise die Thematik von Goethes zweiter Reise in die Schweiz in ihrem Projekt umgesetzt. Durch die Schaffung einer physischen Reise, bei der das Publikum gemeinsam mit dem Ensemble durch die Briger Altstadt wandert, wird die Idee des Unterwegsseins und der Veränderung von Beziehungen erfahrbar gemacht. Dabei werden Goethes Vorstellungen des Wallis mit modernen Perspektiven konfrontiert, indem Lieder, rezitierte und gesungene Texte präsentiert und gegenübergestellt werden.
Diese innovative Herangehensweise in Kombination mit klassischem Liedrepertoire, Klangexperimenten und Improvisation überwindet die traditionellen Barrieren des Konzertformats und schafft eine einladende Atmosphäre.
Die Jury würdigt den experimentellen Geist des Konzepts sowie den zugänglichen und partizipativen Charakter, der eine frische Perspektive auf die Liedkunst ermöglicht und das Publikum aktiv einbindet. Diese Herangehensweise trägt dazu bei, Kunst und Kultur in die Gemeinschaft zu bringen und Menschen zusammenzubringen, und entspricht damit dem ursprünglichen Sinn von «Polis» (Stadt) als soziokulturellem Konglomerat.
Das Konzept wird im November 2024 im Rahmen von BergBuchBrig in Kooperation mit dem Rhonefestival aufgeführt.
FINALIST:INNEN
SPEAK LOW
Johannes Worms, Bariton
Nasti, Klavier
Mit SPEAK LOW betritt das Liedduo einen künstlerischen Raum, der über das traditionelle Format eines Liederabends hinausgeht. Durch das Weiterdenken des inneren und äusseren Wanderthemas von Goethe, nämlich der textlichen und physischen Suche nach Identität, schaffen sie eine beeindruckende, vielschichtige und partizipative Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart und bringen traditionelle Rollenbilder in den Fokus des aktuellen Geschlechterdiskurses.
Mit der Schaffung eines musikalischen Queerspaces, in dem Zuschauer:innen sich aus der vorhandenen Garderobe anders (ver-)kleiden können und so selber in eine Rolle schlüpfen können, hinterfragen sie von Anfang das eigene Äussere und Innere. Mit dem musikalisch-historischen Bogen vom klassischen Kunstlied bis zur Improvisation und weiterverarbeitenden Soundscapes sowie einer Uraufführung bietet das Duo einen musikalisch-literarischen Denkraum für das hochaktuelle Thema von Geschlechterbildern und sensibilisiert auf poetisch-emotionale Weise zum Thema LGTBQIA+. Mit ihrer Arbeit tragen sie dazu bei, gesellschaftliche Tabus zu durchbrechen und eine inklusive und vielfältige Kultur zu fördern. Dabei lassen sie das Publikum aktiv an einem Dialog über Identität und Gemeinschaft mitdenken. Mit ihrer künstlerischen Vision und ihrem sensiblen Umgang mit gesellschaftlichen Themen präsentieren sie sich als Duo, das die Grenzen der traditionellen Musikperformance neu auslotet und neue Perspektiven eröffnet.
KLANGREISE
Departure Duo
Nina Guo, Sopran
Edward Kass, Kontrabass
Das Ensemble widmet sich auf faszinierende Weise der Erforschung von Klängen auf einer (musikalischen) Wanderung, wobei mikro-/makroskopisch einzelne Aspekte beleuchtet werden. In der ungewöhnlichen Kombination von Sopran und Kontrabass werden die Gefahren einer Reise bis hin zum Verlust der Erinnerung und der eigenen Seele lyrisch und fragmentarisch dargestellt.
Das Ensemble präsentiert spannende Werke in einer interessanten Besetzung, die auf höchstem virtuosen Niveau mit Präzision, Schalk und Leidenschaft musiziert.
Durch die Auseinandersetzung mit zeitgenössischem, neuem und experimentellem Musikrepertoire tragen sie zur Vielfalt des zeitgenössischen Liedes bei und öffnen damit neue Horizonte für das Publikum sowie den Musik-Diskurs. Besonders bemerkenswert am Konzept ist ausserdem die Einbeziehung des Publikums in das Bühnengeschehen, indem es nicht nur akustisch, sondern auch physisch Teil der Aufführung wird und die Musikerinnen und Musiker aus ungewohnter Nähe erleben kann.
Gerade die ungewohnte Besetzung kann Innovation genug sein, da sie das Hörerlebnis von den ersten Tönen an fesselnd macht. Ihr unkonventioneller Ansatz bietet einen erfrischenden Blick auf die letzten Jahrhunderte der Musikgeschichte und liefert somit eine neue Perspektive, die einen starken Kontrast zu traditionellen Interpretationen bietet.
WANDERLUST
Amanda Becker, Sopran & Jazzsängerin
Justine Eckhaut, Liedpianistin
Hila Kulik, Jazzpianistin
Lavia Lin, Live Painter & Performerin
Das Quartett hat mit seinem Ansatz, Jazz- und Klassik-Repertoire zu verbinden und durch Improvisationen sowie Instant Composing fliessende Übergänge zu schaffen, die Grenzen der Musikgenres – wie das Überschreiten von Grenzen auf einer Wanderschaft – auf beeindruckende Weise überschritten. Insbesondere die Sängerin Amanda Becker brilliert dabei mit ihrer Fähigkeit, zwischen den Stilen zu oszillieren. Dieser interstilistische Ansatz hat das Potenzial, neue Publikumsschichten zu erschliessen und ein breiteres Verständnis für Jazz und Klassik zu fördern.
Das visuelle Element des Live-Paintings erweitert die Konzerterfahrung und öffnet das traditionelle Format für eine ganzheitlichere Wahrnehmung. Die thematische Auseinandersetzung mit (schwarz-)feministischer Lyrik verleiht dem Programm eine soziokulturelle Relevanz und ermöglicht eine vielschichtige Reflexion über gesellschaftliche Strukturen.
Insgesamt schafft das Quartett durch seine musikalische, visuelle und thematische Annäherung eine unmittelbare und vielschichtige musikalisch-künstlerische Kommunikation mit dem Publikum und zeigt damit eine herausragende Fähigkeit, neue Grenzen überschreitende Verbindungen zwischen verschiedenen Kunstformen und der Gesellschaft lustvoll herzustellen.