#LIEDINNOVATION

Seit 2020 lädt die internationale Ausschreibung #LIEDINNOVATION des RHONEFESTIVALS Künstler:innen und Publikum dazu ein, musikalische Grenzen auszuloten und innovative Wege in der Liedkunst zu erkunden.

Gleichzeitig wird so internationalen Künstler:innen ermöglicht, sich durch ihre künstlerische und konzeptuelle Qualitäten für ein Konzert am RHONEFESTIVAL zu bewerben. Unter den bisherigen Gewinner:innen finden sich das Ensemble LOVESONGS (2020), das Konzept LIEDMOVIES (2021) und das TRIO.S ENSEMBLE (2022) sowie TAROT SONGS (2023) und DAS WANDERN (2024).

Unter den vier Finalist:innen 2025 stachen die zwei Projekte DUNIESER ELEGIEN und REQUIEM FÜR EINEN JUNGEN KÜNSTLER besonders hervor – sowohl in künstlerischer, musikalischer als auch in konzeptioneller Hinsicht. Da die Jahre 2025 und 2026 beide als Rilke-Jahre gefeiert werden, freuen wir uns, auch im Sinne von Planbarkeit und Nachhaltigkeit, zwei erste Preise zu vergeben – jeweils verbunden mit einem Konzert in der Festivalsaison 2025 bzw. 2026.

Die nächste #LIEDINNOVATION-Ausschreibung findet im Jahr 2026 für die Festivalsaison 2027 statt. Weitere Informationen folgen im Frühjahr 2026.

  • FOKUS RAINER MARIA RILKE

    Für die 6. Edition der #LIEDINNOVATION suchen wir eure persönlichen, kreativen, vermittelnden, transdisziplinären, partizipativen Visionen für neue Aufführungsformen der Liedkunst! 

    In diesem Jahr lassen wir uns zusätzlich von Rainer Maria Rilke (1875–1926) inspirieren, der 2025 seinen 150. Geburtstag feiert und in Raron nahe unserer Festivalspielstätte seine letzte Ruhestätte fand. 

    Was haben uns seine Gedichte – und die Vertonungen – heute zu sagen? Welche Aspekte seines Werks möchtet ihr untersuchen und in ein neues Licht rücken? Welche Antworten können wir ihm aus heutiger Perspektive geben?

    Lasst uns gemeinsam die Zukunft der Liedkunst gestalten – wir freuen uns auf eure Bewerbungen!

    AUFFÜHRUNG IM HERBST 2025

    Ein ausgewähltes Konzept wird im Rahmen des HERBSTKONZERTES des RHONEFESTIVAL FÜR LIEDKUNST am 23. November 2025 in Brig (Wallis/Schweiz) realisiert. Mehrere Finalist:innen werden mit ihren Ideen auf unserer Website, im Newsletter und auf sozialen Medien vorgestellt.

    ZEITPLAN

    • Bewerbungsfrist: 01.07.2025

    • Bekanntgabe der Ergebnisse: 15.07.2025

    • Aufführung (verpflichtend): 23.11.2025, Brig (CH)

    KONZEPT 2025

    • Ein Projekt darf maximal vier beteiligte Künstler:innen umfassen.

    • Der Aufführungsort ist Brig – jedoch nicht zwingend an einen bestimmten Saal gebunden.

    • Dauer der Aufführung: 50 bis 70 Minuten (ohne Pause)

    • Konzeptuelle Beratung durch das RHONEFESTIVAL im Vorfeld.

    • Technik-Unterstützung durch Fachpersonal vor Ort.

    FINANZEN

    • Die Aufführung des ausgewählten Konzeptes (verpflichtend) wird mit CHF 1 000 pro Person, inklusive Reisekosten, honoriert.

    • Das Festival übernimmt zwei Übernachtungen vor Ort.

    • Zusätzlich stellt das Festival bis zu CHF 1 500 für Produktionsmaterialien und weiteren Ausgaben zur Verfügung. Diese Kosten sind im Vorfeld transparent darzulegen, laufend zu aktualisieren und müssen vom Festivalvorstand genehmigt werden.


    KRITERIEN

    • Musikalische Qualität

    • Kreative Vision

    • Kontextualität (Rilke-Bezug)

    • (Sozio-)kulturelle Relevanz

    • Publikumsansprache

    • Nachhaltigkeit/Umsetzbarkeit


    JURY

    • Marlene Heiss, Pianistin, Kuratorin, künstlerische Forschung

    • Toni Ming Geiger, Pianist & Konzertdesigner

    • Franziska Heinzen, Sängerin & künstlerische Leitung RHONEFESTIVAL

    Die Jury behält sich das Recht vor, bei Nichterfüllung der Kriterien keinen Preis zu vergeben. Auf Wunsch erhalten nicht ausgewählte Projekte eine persönliche Rückmeldung von der Jury. Die Daten und Konzepte werden nicht an Dritte weitergegeben. 


    BEWERBUNGSUNTERLAGEN VIA GOOGLE FORMULAR

    Alle Unterlagen sind direkt (keine PDFs) via unten stehendem Link zum Google-Formular auf Deutsch, Französisch oder Englisch einzureichen:

    • Portfolio des Ensembles und der Künstler:innen (max. 600 Zeichen pro Person)

    • Mindestens 2 Audio-/Video-Links (alle beteiligten Künstler:innen müssen mindestens einmal darin vorkommen)

    • Vorstellungsvideo von euch und eurem Konzept (max. 2 Minuten)

    • Konzeptbeschreibung inkl. Vision und Zielsetzung (max. 600 Zeichen)

    • Detailliertes Programm (Komponist/Werk/Dauer)

    • Technische Anforderungen

    • Produktionsbudget (Auflistung des benötigten Materials inkl. Preise)

    Bei Fragen freuen wir uns jederzeit auf eure Kontaktaufnahme!


  • Die Jury war beeindruckt von der hohen musikalischen und künstlerischen Qualität der eingereichten Beiträge. Das Interesse am Wettbewerb war erfreulich gross: Insgesamt wurden 24 Bewerbungen eingereicht, wobei die Mehrheit sich intensiv und kreativ mit dem vorgegebenen Thema beschäftigte.

    Die Vielfalt und Kreativität der Einsendungen zeugten von einem bemerkenswerten Engagement sowie einer deutlichen Begeisterung für die klassische Liedkunst. Viele Konzepte überschritten den Rahmen des traditionellen Liederabends und waren sehr individuell ausgearbeitet. Wir möchten uns bei allen Bewerber:innen herzlich bedanken.

    Die als Finalist:innen ausgewählten Bewerbungen zeichneten sich durch eine herausragende künstlerisch-musikalische Qualität, eine vielschichtige Programmgestaltung sowie eine eigenständige und überzeugende Aufführungspraxis aus.

    Die künstlerische Beschäftigung mit dem Werk von Rainer Maria Rilke führte zur Herausbildung zentraler Themen wie: Entfremdung und Heimatlosigkeit, Entscheidungen im Leben, der Umgang mit Krankheit, die Abgrenzung von gesellschaftlichen Normen, die Vergänglichkeit der Zeit, der Austausch mit anderen Künstler*innen, weibliche Perspektiven, die Folgen des Krieges, Trauer und Trost, Spiritualität, Kindheit und Sterben, kollektive Erlebnisse sowie individuelle Einsamkeit.

    Die Konzepte umfassten ein breites Spektrum, das von traditionellen Liederabenden über multimediale Ansätze bis zu experimentellen Formaten reichte. Dazu zählten unter anderem Lieder in Verbindung mit elektronischer Musik, Crossover-Projekte, Tanzaufführungen, DJ-Sets, Einbezug von künstlicher Intelligenz, Malerei, Virtual Reality, Synthesizerklänge, Inszenierungen, Lichtinstallationen, partizipative Formate, Live-Übertragungen sowie hybride Präsentationsarten.

    Die Jury spricht den ausgewählten Finalist:innen ihre Glückwünsche aus, die durch konzeptionelle Tiefe, künstlerische Unabhängigkeit und einen innovativen Ansatz besonders beeindruckten.

#LIEDINNOVATION 2025 

DUNIESER ELEGIEN

LAURE-CATHERINE BEYERS SOPRAN
ANA OSTOJIĆ KLAVIER
SANZIANA DOBROVICESCU KOMPOSITION
MIHAI CODREA KOMPOSITION

DUO ARDEA – bestehend aus der Sopranistin Laure-Catherine Beyers und der Pianistin Ana Ostojić – überzeugt durch eine Haltung, die Innovation nicht als Effekt einsetzt, sondern aus einem sehr gegenwärtigen künstlerischen Selbstverständnis heraus entwickelt. Dabei nimmt das DUO ARDEA mehrere Rollen ein: als Musikerinnen, Performerinnen und Impulsgeberinnen für neue Werke. Mit ihrem Anspruch, klassische und zeitgenössische Liedkunst organisch zu verbinden, betreten sie neue erzählerische und klangliche Räume. Ihr Projekt zu Rainer Maria Rilkes Duineser Elegien entfaltet sich als vielschichtige dramaturgische Struktur: In enger Zusammenarbeit mit den Komponist:innen Sanziana Dobrovicescu und Mihai Codrea entstehen Auftragskompositionen zu Rilkes Gedichten, die sowohl mit bestehendem, bis ins 17. Jahrhundert zurückreichendem Repertoire als auch mit einem durchdachten Einsatz von Elektronik und performativen Elementen in Beziehung gesetzt werden.

Die Verbindung von analogem Instrumentarium und elektronischen Klangmitteln wird als integraler Bestandteil einer inhaltlich tief verankerten Auseinandersetzung genutzt. Liebe, Tod, Religion, Moral und Hoffnung werden als zentrale, nie abschliessend beantwortbare Fragen verhandelt – stets mit dem Ziel, den Blick auf unsere individuelle Verantwortung in einer sich verändernden Welt zu richten.

Das Konzept überzeugt durch die künstlerische Vision, wobei besonders die erfrischende Perspektive auf das Lied als offene, im Jetzt verankerte Form hervorzuheben ist. Mit hoher stimmlicher und pianistischer Qualität, experimenteller Offenheit und einem ausgeprägten Gespür für zeitgenössische Relevanz beschreitet das Duo zukunftsführende Wege der Liedkunst.

#LIEDINNOVATION 2026 

REQUIEM FÜR EINEN JUNGEN KÜNSTLER

CARLOTTA LIPSKI SOPRAN
MAGDALENA WOLFARTH KLAVIER
CHARLOTTE KAISER MANDOLINE
TIMM KORNELIUS FAGOTT

In einer beeindruckenden künstlerischen Konsequenz und mit bemerkenswerter konzeptioneller Klarheit führen Carlotta Lipski und Magdalena Wolfarth zusammen mit Charlotte Kaiser und Timm Kornelius eine Lied-Performance auf, die den Tod nicht als Schluss, sondern als einen Raum der Transformation erlebbar machen möchte. In direkter Anlehnung an die Werke von Rainer Maria Rilke wird ein musikalisch-szenisches Requiem geschaffen, das sich auf mutige und facettenreiche Weise mit grundlegenden existenziellen Fragestellungen beschäftigt – darunter Angst, Einsamkeit und Zweifel, aber auch das Konzept der künstlerischen Wiedergeburt im Kontext des Loslassens.

Ein herausragendes Merkmal ist die faszinierende Kombination der Instrumente: Mandoline, Fagott und elektronische Klänge vereinen sich mit Gesang und Darbietung – ein innovatives Instrumentarium, das sich konsequent an der Schnittstelle von Musik, Installation und szenischer Darstellung entfaltet. Die Künstler:innen zeichnen sich durch eine herausragende musikalische Exzellenz, eine beeindruckende Bühnenpräsenz und ein tiefgehendes Verständnis für die emotionalen sowie intellektuellen Aspekte des Werkes aus.

Die Idee besticht durch die tiefgehende Beschäftigung mit dem Thema sowie die künstlerische Expertise des Ensembles. Das Ensemble schafft es gleichzeitig, durch Brüche und Selbstironie die „Heiligkeit“ sowie die emotionale Intensität des Themas aufzulockern: Anstatt das Lied „regelkonform“ zu interpretieren, wird es hier als Material untersucht, dekonstruiert und in einer performativen Weise neu konzipiert. Das Resultat stellt ein künstlerisches Ereignis von intensiver Qualität dar, das einen regionalen Bezug aufweist, ein modernes Repertoire umfasst und sich auf sämtlichen Ebenen konsequent mit den Themen auseinandersetzt. Ein bemerkenswerter Beitrag, der die aktuellen Herausforderungen und Themen der Musikliteratur auf innovative Weise neu interpretiert.

fINALIST:INNEN 2025 & 2026

AI COMPANION

  • IPHIGENIE WORBES SOPRAN
    VERA HEPPT KLAVIER

  • Iphigenie Worbes und Vera Heppt widmen sich in ihrer Performance AI Companion einem hochaktuellen Thema: der Einsamkeit im Zeitalter künstlicher Intelligenz. In einer hybriden Kunstlied-Erzählung verbinden sie klassische Musik, szenische Darstellung und mediale Reflexion mit Zitaten Rainer Maria Rilkes – und schlagen so eine kluge Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen existenzieller Innerlichkeit und technischer Aussenwelt.

    Im Zentrum des Abends steht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte: die Beziehung einer Frau zu einem ChatBot, die zunächst Trost verspricht, sich jedoch zunehmend als Illusion entpuppt. Die schrittweise emotionale Entfremdung und der daraus resultierende psychische Zusammenbruch werden dramaturgisch präzise nachgezeichnet. Besonders interessant ist dabei, wie Rilkes positive Deutung von Einsamkeit – als Bedingung echter Selbsterkenntnis – mit der heutigen Erfahrung digitaler Isolation kontrastiert wird. So stellt die Arbeit wichtige Fragen nach menschlicher Präsenz, Ablenkung, Realität und innerem Erleben in einer zunehmend KI-dominierten Welt.

    Das Projekt überzeugt durch einen reflektierten konzeptionellen Ansatz, ein starkes Thema und eine klare künstlerische Handschrift. Die Verbindung von klassischem Liedgut mit performativen, visuellen und diskursiven Elementen wird sensibel umgesetzt. AI Companion ist ein gelungenes Beispiel für die Relevanz des Liedes im Kontext aktueller gesellschaftlicher Debatten.

ENSEMBLE EIDER

  • JULIE CATHERINE MEZZOSOPRAN
    MAXENCE LÉONARD KLAVIER & KOMPOSITION
    TOBIA GIORLA MALEREI

  • Das Schweizer Ensemble Eider – bestehend aus Mezzosopranistin Julie Catherine, dem Komponisten und Pianisten Maxence Léonard sowie dem bildenden Künstler Tobia Giorla – entwickelte ein Projekt von aussergewöhnlicher Eigenständigkeit. In einer interdisziplinären Herangehensweise verweben sie Musik, Text, Bild und Elektronik zu einer persönlichen und intimen Auseinandersetzung mit dem Werk Rainer Maria Rilkes.

    Im Zentrum stehen eigens für dieses Projekt komponierte Lieder und Instrumentalstücke auf Rilke-Texte wie "Abschied" oder "Die Treppe der Orangerie", die akustische Klänge mit elektronischer Musik verbinden. Ergänzt werden diese durch visuelle Elemente – Projektionen, Materiallichtspiele sowie bildende Kunst.

    Die Stärke des Projekts liegt in seinem sehr persönlichen Zugang durch die Eigenkompositionen, stilübergreifende Elemente sowie Gesamtbühnenwirken: Es entsteht eine synästhetische Erfahrung, die Rilkes Themen wie Abschied, Erinnerung, Bewegung oder innere Landschaft auf subjektive Weise neu deutet. Diese Eigenwilligkeit in Konzept und Crossover-Stil macht den besonderen Reiz der Produktion aus. Gleichzeitig bietet die intime Nähe durch selbst geschaffene Werke ein authentisches Ausdrucksmoment, das sich vom klassischen Konzertformat absetzt.

    Das Ensemble Eider präsentiert ein Projekt, das künstlerische Grenzen bewusst überschreitet, ohne sich dabei im Crossover zu verlieren. Ein experimenteller vielschichtiger Beitrag, der neue Wege der Liedvermittlung erschliesst.

WEITERE #LIEDINNOVATION-AUSGABEN