Kultur ist Reibungs- und Projektionsfläche, psychohygienisches Konzentrat. Dass dieser gesellschaftliche Austausch trotz Distanz und strengen Corona-Vorgaben sicher veranstaltet werden konnte, zeigte die Reihe „Hier & Jetzt“ in der Sebastianskapelle in Brig auf: Das Rhonefestival für Liedkunst unter der Leitung von Franziska Heinzen bot im Monat November tägliche literarische und musikalische Veranstaltungen von 15 Minuten, die zwei Mal vor einem neuen Publikum wiederholt wurden. Dank Unterstützungsgeldern der Burgerschaft, Kulturkommission Naters und des Vereins Alpenstadt sowie grosszügiger Kollekte konnte jeder Künstlerauftritt angemessen honoriert werden. Dies ist in der anhaltenden schwierigen Situation der Kulturschaffenden umso dringlicher.
Das Konzept wird für die Dezember-Wochenenden auf Initiative von Andrea Steiner in das Schloss Leuk exportiert: Wie die Reihe am Montag in Brig beendet wurde, findet sie in Leuk ihre Fortführung: Die „Lieder us um Tal“ (1981) des Komponisten, Dirigenten, Musikpädagogen und ehemaligen Musikdirektors von Visp Eugen Meier wandern talabwärts und erklingen heute Abend im Schloss Leuk. 2003 bearbeitete der Komponist u. a. das Lied „Weisches Dü?“ für vierstimmigen Chor, das sich mittlerweile zum bekanntesten modernen Schweizer Volkslied zählen darf. Die Gedichte des Zermatters Hannes Taugwalder (1910–2007) schildern das einst simple, aber nicht minder beschwerliche Leben in den Bergen, namentlich in Zermatt. Die texdeutenden Melodien und prägnanten Walliserdeutschen Verse greifen die großen Fragen nach Sinn und Weg des Lebens, Suche nach Heimat und Fernweh, Liebe und intimidierter Verschwiegenheit auf und werden durch ihre scheinbare Simplizität auf die Essenz heruntergebrochen. Kurzkonzert (15 Minuten) um 18 Uhr, 18.30 Uhr und 19 Uhr im Schloss Leuk. Gesamtprogramm von Leuk sowie obligatorische Reservation unter www.rhonefestival.ch/leuk oder 076 527 18 65.