LIEDER.GARTEN 6/7

Faszination Stimme – Sphärische Reise

Die Stimme als ureigenstes Instrument des Ausdrucks konnte am vergangenen Samstag unter den Arkaden des Stockalperhofes erlebt werden. 

Am fünften Lieder.Garten erklangen Walliser Melodien in neuem und altbekanntem Kleide: Das Duo UMS `n JIP mit der Blockflötistin Ulrike Mayer-Spohn und dem Walliser Sänger Javier Hagen spannten mit Natürlichkeit einen Bogen zwischen traditionellen Interpretationen zum Mitsingen vom „Abschied vom Gantertal“ oder „Dr Geissbüeb“ zu eigenen Arrangements, in denen die eingängigen Melodien rhythmisch verfremdet wurden, um die Melodie durch Suche nach Anhaltspunkten oder Erfüllen von Leerstellen von einem neuen, ungewohnten Blickwinkel erleben zu können. Darüber hinaus erklangen Miniaturen der deutsch-schweizer Komponistin Maria Porten (*1939) sowie eine Komposition des japanischen Komponisten Motoharu Kawashima (*1973).

Emotionaler Mehrwert

Kulturelle Veranstaltungen bewegen sich jeweils zwischen gesellschaftlichen Aspekten, ästhetischer Erfahrung und kognitivem Stimulus. Den musikalischen Moment zu genießen, auszuhalten oder neu für sich zu denken oder zu empfinden konnte in der mimisch differenziert dargebotenen Interpretation von Kawashimas „Das Lachenmann“ besonders eindrücklich erlebt werden, indem das Spektrum der Stimme und die damit verbundenen Emotionen „ad absurdum“ geführt wurden: Der natürlichste und spontanste Gestus des Lachens wird in dieser Komposition zum reinen musikalischen Element instrumentalisiert, imitiert oder kontrapunktiert von der Blockflötenstimme. Nicht nur die Stimme des Interpreten, auch die Empfindung des Publikums änderte sich je nach persönlichem Zugang von Befremdung, Bedrängnis bis hin zu Belustigung oder Staunen.

Alltagszauber eines modernen Troubadours

Mit dem sechsten Liederabend nähert sich der Lieder.Garten dem Kunstlied wiederum von einer anderen Seite: Die Fortführung der Troubadour-Tradition aus dem Mittelalter, begleitet von einer Laute oder Harfe, kann im modernen Singer/Songwriter, in Personalunion von Komponist und Interpret, gesehen werden: Samuel Schnydrig, Sänger und Gitarrist der Walliser Indie-Rock-Band „Them Fleurs“, die im Dezember ihr siebtes Album veröffentlichen wird, tritt kommenden Samstag, 18. Juli 2020 um 17 Uhr mit eindringlichen Eigenkompositionen im Stockalpergarten vor das Publikum: Gitarrenklänge und sanfte Melodien erzählen von Alltagsgeschichten und persönlichen Begegnungen, entführen uns in eine moderne, doch emotionale, sphärische Welt. Eintritt frei – digitale/analoge Kollekte zu Gunsten der Künstler.